Presseartikel nach unserem Konzert am 25.9.98 zusammen mit dem Brass Ensemble in der St. Nikolauskirche in Wörth


Lieder vom Feinsten und Texte zum Nachdenken


»Feier des Glaubens« ­ Gelungenes Jubiläums-Konzert
mit »Brass Ensemble« und Moya-Chor in der St. Nikolauskirche


Wörth. 100 Jahre St.-Nikolaus-Kirche und 700 Jahre Pfarrei Wörth ­ auf gleich zwei Jubiläen können die Wörther dieser Tage zurückblicken. Auftakt der Festwoche bildete vergangenen Freitag ein Kirchweih-Konzert, gestaltet vom »Wörther Brass Ensemble« und dem Chor »Moya«. Höchsten Ansprüchen werde dieses Konzert genügen, so das Versprechen von Pfarrer Wolfgang Schultheis, der das Publikum in der St.-Nikolaus-Kirche zur »Feier des Glaubens« begrüßte. Bereits der Auftakt durch das Wörther Brass Ensemble ­ das Blechbläserquintett steht unter der Leitung des Musiklehrers Jürgen Spall ­ ließ Blasmusik vom Feinsten erwarten. Die klanggewaltige Ouvertüre »Brass Fanfare« bildete den passenden Einstieg in ein vielfältiges Musikprogramm.

»La Mourisque«, ein Renaissance-Stück aus dem Werk von Tilman Susato sowie der »Canon« von Johann Pachelbel zeigten deutlich die akustischen Verhältnisse des Kirchengewölbes auf. Am schwersten hatte es hier eindeutig Bassist Udo Erbe. Doch er schaffte es mit behutsamem Spiel, jede Andeutung eines Dröhnens zu verhindern.

»Texte zum Nachdenken« präsentierte »Moya«, wie sie sich selbst bezeichnen »eine Gruppe Gesangsbegeisterter«, aus dem Landkreis Miltenberg unter der Leitung von Roland Jakob. Das weit über Landkreis-Grenzen hinaus bekannte Ensemble schaffte es einmal mehr, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Der Erfolg von »Moya« ist sicherlich nicht ausschließlich auf die Qualität der geleisteten Chor-Arbeit zurückzuführen. Die sympathische Art des Auftretens dieser Gruppe dürfte ebenfalls einen großen Anteil daran haben.

Passend zur Jahreszeit wurde »Es gibt Tage im September« ­ komponiert vom Gründer der Gruppe, Konrad Bönig ­ vorgetragen. »Ich sammle Farben für den Winter« ­ mit einem beeindruckenden Solo von Erika Stelzer und Roland Jakob ­ sowie zwei Lieder des Liedermachers Clemens Bittlinger bildeten den ersten Auftritt des Chores. Das »Brass Ensemble« blieb zunächst in der musikalischen Vergangenheit. Mit Jürgen Spalls fünfsätzigem Arrangement »Aus der Barockzeit« sowie der bekannten »Air« von Johann Sebastian Bach ­ hervorragend der durch die Trompeter Klaus Frosch und Stefan Braunwarth verkörperte Gesangspart. Eine Überleitung in die Moderne bildete »Just A Closer Walk«. Den Titel ganz wörtlich nehmend spazierten die fünf Musiker scheinbar zufällig herum und verzauberten die Zuhörer kurzfristig nach New Orleans ­ ein sehr gelungener Beitrag, den das Publikum mit kräftigem Beifall honorierte.

»Moya« griff den gesponnenen musikalischen Faden auf und präsentierte vier Stücke aus dem Gospel-Bereich. »Somebody is knocking at your door« und das »Island in the sun« wurden durch sparsam aber wirkungsvoll eingesetzte Percussion-Instrumente untermalt. Der Lieblingstitel des Publikums war der durch das Musical »Sister Act« bekannt gewordene Song »I will follow him«, Erika Stelzer zeigte erneut Stimmgewalt in einem tollen Soloeinsatz. Einen kleinen Einblick in das »Innenleben« des bekannten »Brass Ensembles« erhielten anschließend die Zuhörer. Auch längere Debatten hätten, so Jürgen Spall, keinen Konsens innerhalb des Quintetts erbracht.

»Händel« kontra »Moderne Musik« habe zur Diskussion gestanden ­ kurzum entschloss man sich für ein überraschendes Experiment. Saxophon und Bass beharrten auf »The Saints Hallelujah«, Posaune (Torsten Zöller) und Trompeten brachten Händels »Messias« zur Geltung. Es entstand eine eigenwillige »Komposition« die in weiten Teilen erstaunlich gut harmonierte und vom Publikum sehr gut angenommen wurde.

Am Ende des musikalischen Kirchweih-Auftaktes wurde deutlich, dass das Versprechen über musikalische Höchstqualität nicht zu hoch gegriffen war. Das Publikum jedenfalls erbat durch langanhaltenden Beifall jeweils eine Zugabe der Ensembles. Bleibt anzumerken, dass die beteiligten Musiker und Musikerinnen ausnahmslos auf ihre Gage verzichteten und somit die Spenden der Besucher komplett für den Ausbau des Pfarrzentrums verwendet werden können ­ alles in allem ein rundum gelungener Abend.

sas